das archiv unserer Empfehlungen 2017.

Gerne laden wir Sie ein, in unseren älteren Tipps zu stöbern.

 

Philipp Blom: «Was auf dem Spiel steht»

Mit Blitz und Donner fährt dieser lange Essay des Historikers Philipp Blom in unser Wohlstands-Idyll. Beinahe-Vollbeschäftigung? Nullzinsen? Börsen-Rekorde? Alles Wellness-Nachrichten, die der Autor prinzipiell für "gestrig" hält. Philipp Blom ist sich sicher: Ein "Weiter so" wäre fatal.

Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit: Die Ideen des modernen Staats entstanden während der Aufklärung. Im 21. Jahrhundert haben wir uns längst daran gewöhnt. Dass Populisten mit dem Versprechen einer autoritären Gesellschaft Mehrheiten organisieren, ist dagegen eine neue Erfahrung. Der Historiker Philipp Blom sieht die westlichen Gesellschaften vor einer prekären Wahl: radikale Marktliberale einerseits, autoritäre Populisten andererseits. Sie gaukeln uns einfache Lösungen für die globalen Herausforderungen vor. Nur mit einem illusionslosen, historisch informierten Blick auf die Gegenwart und mit der Überzeugung, dass allen Menschen ein freies Leben zusteht, können wir unsere humane Gesellschaft retten.

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Und hier eine Buchbesprechung bei SWR2.

Jennifer Ackerman: «Die Genies der Lüfte» 

Sie überqueren Kontinente, ohne nach dem Weg zu fragen. Sie erinnern sich an die Vergangenheit und planen für die Zukunft. Sie beherrschen die Grundprinzipien der Physik. Vögel sind erstaunlich intelligente Wesen.

Wie zahlreiche neue Studien zeigen, stehen die kognitiven Fähigkeiten vieler Arten denen von Primaten in nichts nach. Und nicht nur ihre technische Kompetenz ist grösser als lange angenommen, sie verfügen auch über eine beeindruckende soziale Intelligenz. Sie täuschen und manipulieren, sie machen Geschenke und trösten einander.

Jennifer Ackerman verbindet auf elegante Weise persönliche Anekdoten und Reisereportage mit neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen – nach der Lektüre sieht man die Wunder der Vogelwelt mit neuen Augen.

"Es ist in der Folge von Ackermans Darstellungen, dann für den Leser nur noch ein kleiner Schritt sofort einzusehen, dass Kohlmeisen ihre oft als eintönig wahrgenommen Silben in syntaktisch einwandfreien ganzen Sätzen zwitschern, die sie nach mit der menschlichen Sprache vergleichbaren grammatikalischen Mustern variieren. Man möchte nach der Lektüre sofort rausgehen und die Sache mit den Meisensätzen selbst nochmal prüfen beziehungsweise ein paar eigene Anmerkungen hinzufügen." (Cord Riechelmann, SWR2)

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Robert Menasse: «Die Hauptstadt»

In Brüssel laufen die Fäden zusammen – und ein Schwein durch die Strassen.

Am Anfang läuft in Robert Menasses neuen Roman "Die Hauptstadt" ein Schwein durch Brüssel, und schon bald befindet sich der Leser inmitten der EU-Bürokratie. Die EU erscheint im Roman zwar nicht als "Schweinesystem", wie es diese symbolische Szene nahelegt. Dennoch erzählt er unter anderem davon, wie ein engagiertes Projekt in den Instanzen durch nationale Machtansprüche und Eitelkeiten zerrieben wird.

Erstaunlich ist bei all dem theoretischen sowie politischen Über- und Unterbau des Romans, dass die Dialoge humorvoll sind und der Fortgang der Handlung auf sehr anschauliche Weise erzählt wird. Dem Autor gelingt es, aus einem vermeintlich drögen Stoff kunstvolle Literatur zu spinnen und eine kleine Dialektik der europäischen Politik vorzulegen.
(Carsten Otte, SWR2)

Hier finden Sie die Buchvorstellung von SWR2.

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Annie Ernaux: «Die Jahre»

Geschichte ihrer selbst, Gesellschaftsporträt, universelle Chronik: Annie Ernaux hat ein melancholisches Meisterwerk der Gedächtnisliteratur geschrieben und einen schillernden roman total.

Kindheit in der Nachkriegszeit, Algerienkrise, die Karriere an der Universität, das Schreiben, eine prekäre Ehe, die Mutterschaft, de Gaulle, das Jahr 1968, Krankheiten und Verluste, die so genannte Emanzipation der Frau, Frankreich unter Mitterrand, die Folgen der Globalisierung, die uneingelösten Verheissungen der Nullerjahre, das eigene Altern. Anhand von Fotografien, Erinnerungen und Aufzeichnungen, von Wörtern, Melodien und Gegenständen vergegenwärtigt Annie Ernaux die Jahre, die vergangen sind. Und dabei schreibt sie ihr Leben – unser Leben, das Leben – in eine völlig neuartige Erzählform ein, in eine kollektive, »unpersönliche Autobiographie«.

Besprechung bei HR2 Kultur.

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Roman Ehrlich: «Die Fürchterlichen Tage Des schrecklichen Grauens»

Ein Roman über die Angst als das Lebensgefühl unserer Zeit

Sie treffen sich Woche für Woche in einer Kneipe und erzählen sich ihre schlimmsten Ängste. Es ist ein außergewöhnliches Projekt, zu dem Christoph sie alle eingeladen hat. Er ist Regisseur und sie sind Schauspieler, Bühnenbildner, Cutter oder einfach nur Freunde. Sie haben Angst vor der Dunkelheit und der Liebe, vor Einsamkeit und Kriechtieren, vor dem Wahnsinn und vor vertauschten Krankenakten. Aus ihren Geschichten soll das Drehbuch für den Horrorfilm Das schreckliche Grauen entstehen. Nach Monaten der Vorbereitung beginnen schließlich die Dreharbeiten und ihnen wird klar, dass Christophs Ideen viel radikaler sind, als sie bisher dachten.

Eine Leseprobe finden Sie über diesen Link.

Und hier ist ein Beitrag von Deutschlandfunk Kultur.

Werner Ryser: «Die Revoluzzer»

Der Autor Werner Ryser erzählt von Machtmissbrauch und Knechtschaft. Und von einem, der fest auf der Erde steht und gleichzeitig die Arme zu den Sternen streckt.

«Niemand wird mir den Mann abspenstig machen, den ich liebe.» Sie ist die Basler Patrizierin Dorothea Staehelin, er ist der Bauer Mathis Jacob, Pächter ihres Sennhofs am Oberen Hauenstein. Es ist der Vorabend der französischen Revolution. Die Menschen in der Landschaft Basel sind leibeigene Untertanen des städtischen Regimes. Die revolutionären Forderungen nach Freiheit und Gleichheit, die in Form von Flugblättern auch in die abgelegenen Juratäler kommen, lassen Mathis zusammen mit anderen Baselbieter Leibeigenen zum Rebellen werden …